null 25-jähriges Jubiläum der Erziehungshilfe

Am 18. September 2024 feierte die Erziehungshilfe im Berufsbildungswerk (B.B.W.) in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg e. V. (KJF) ein besonderes Jubiläum: Seit 25 Jahren steht sie im Dienst junger Menschen, die beruflich qualifiziert und auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden.

Die Jubiläumsfeier markiert nicht nur einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Einrichtung, sondern bietet auch Gelegenheit, auf Erfolge und Herausforderungen zurückzublicken. Im Gottesdienst zu Beginn der Jubiläumsfeier stellte der Vorsitzende der KJF, Domkapitular Michael Dreßel, heraus: „Das Evangelium hat uns einen guten Rat gegeben. Ich möchte es göttliche Pädagogik nennen. Klug und mit Geduld vorgehen, besonders in Lebenssituationen in denen ein Mensch von äußeren und inneren Umständen so gefesselt ist, dass er selbst nicht mehr weiterkommen kann, dass er selber nicht mehr wachsen und reifen kann, wo Hilfe von außen notwendig ist. Genau hier ist die Einrichtung tätig mit Geduld, Klugheit und fachlich hoch qualifiziert.“

Und ja, in 25 Jahren Erziehungshilfe haben die Fachkräfte im B.B.W. St. Franziskus engagiert und professionell insgesamt 1.500 junge Menschen darin unterstützt, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Jährlich ist das Auftrag und Verantwortung für rd. 427 junge Menschen im B.B.W., die dort in einer Reha-Maßnahme ausgebildet oder an eine Ausbildung herangeführt werden. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tagtäglich Enormes leisten dankte KJF-Direktor Michael Eibl herzlich. Er blickte auf die Anfänge der Erziehungshilfe im B.B.W. zurück: „Als Vorreiter haben wir das wichtige Angebot an unserem Berufsbildungswerk angesiedelt, mit dem wir jungen Menschen, die nicht zum klassischen Personenkreis eines Berufsbildungswerkes gehören, eine echte Chance geben können. Wir bieten ein besonderes Setting, spezielle pädagogische und therapeutische Begleitung.“

v.l.: Prof. Dr. Roland Stein, KJF-Direktor Michael Eibl, Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender der KJF, Marion Huber-Schallner, stellvertretende Bürgermeisterin und Behindertenbeauftragte der Stadt Abensberg, Stefanie Steudten, Abteilungsleiterin der Erziehungshilfe, Frank Baumgartner, Gesamtleiter des B.B.W. Abensberg, Franz Aunkofer, stellvertretender Landrat des Landkreises Kelheim (Foto: Christine Allgeyer)

Eibl begrüßte zahlreiche Gäste aus dem Netzwerk der Einrichtung, bevor B.B.W.-Gesamtleiter Frank Baumgartner auf die Veranstaltung einstimmte: „Allen, die in den vergangenen 25 Jahren an der Entwicklung der Erziehungshilfe im B.B.W. beteiligt waren, kann man nur gratulieren und Respekt zollen. Es ist ein substanziell wichtiges Angebot, das damals geschaffen und seitdem fortlaufend weiterentwickelt wurde. Nach 25 Jahren ist aus einer Wohngruppe ein differenziertes und vielfältiges Angebot mit über 100 Betreuungsplätzen geworden. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen, die die Arbeit mit Leben füllen, und allen Partnern und Unterstützern, die diese Entwicklung möglich machen und mittragen.“ Stefanie Steudten, Abteilungsleiterin der Erziehungshilfe im B.B.W. ergänzte: „Dabei ist es uns besonders wichtig, auch in Zukunft flexibel auf die sich wandelnden Bedarfe der Gesellschaft zu reagieren. Die Erziehungshilfe erweist sich immer wieder als wertvoll für unsere Gemeinschaft, da sie jungen Menschen die Unterstützung bietet, die sie benötigen, um als eigenständige und kompetente Erwachsene ihr Leben in die Hand zu nehmen. So leisten wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität und Entwicklung".

Franz Aunkofer, 3. stellvertretender Landrat Kelheims, freute sich über die Einladung zum Jubiläum: „Ich gratuliere der Erziehungshilfe im Berufsbildungswerk St. Franziskus Abensberg persönlich sowie im Namen des Landkreises Kelheim ganz herzlich zum 25-jährigen Jubiläum. Seit einem Vierteljahrhundert gehen hier berufliche Rehabilitation und Jugendhilfe Hand in Hand. Junge Menschen werden gezielt gefördert und ganzheitlich betreut und bekommen dadurch eine ehrliche Chance im Berufsleben Fuß zu fassen. Bereits der Heilige Franz von Assisi hat sich seinerzeit derer angenommen, die im Leben mehr zu kämpfen hatten als andere. Auch die Fachkräfte im B.B.W. kümmern sich um Menschen mit Beeinträchtigungen auf ihrem Weg zu einem selbstständigen Leben. Eine Erfolgsgeschichte!“ Auch Abensbergs Bürgermeister Bernhard Resch lobte das B.B.W. St. Franziskus und die Einrichtungen der KJF als prägend und wertvoll für die gesamte Region, die von deren gelebter Menschlichkeit, ihrem Sinn für Kunst und Kultur bereichert werde. Schließlich sei die KJF die größte Arbeitgeberin im Landkreis.

Stolz und dankbar nahm Stefanie Steudten, Abteilungsleiterin der Erziehungshilfe, die Urkunde des Landkreises Kelheim entgegen. (Foto: Christine Allgeyer)

Erziehungshilfe wird dringend gebraucht

Das große Potential der Erziehungshilfe betonte Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Roland Stein von der Universität Würzburg in seinem Vortrag zum Jubiläum: „Erziehungshilfe wird auch in der Beruflichen Rehabilitation dringend gebraucht! Die enge Verschränkung ist von großer Bedeutung. Dies zeigt auch das Spektrum psychischer Belastungen und Verhaltensauffälligkeiten bei jungen Menschen.“ Ausgehend von diesem stelle sich die Frage, wie eine Unternehmenskultur und ein Milieu aussehen könnten, welche diesen Menschen eine zeitweise Heimat geben, sie gut aufnehmen und auffangen und ihnen auch einen sicheren Weg in die Zeit nach einer Ausbildung eröffnen. „Zugleich gilt es, das komplexe Feld der Anforderungen von Erziehung auszuloten, zwischen Autonomie und Abhängigkeit, Selbst- und Fremdbestimmung, Anerkennung und Beschämung oder Macht und Ohnmacht“, so Prof. Dr. Stein weiter.

Seit 25 Jahren mit Herzblut bei der Sache

Seit 25 Jahren setzt sich das Team der Erziehungshilfe des Berufsbildungswerks dafür ein, jungen Menschen nicht nur berufliche Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch ihre persönliche Entwicklung zu fördern. Dieser doppelte Ansatz ist das Herzstück der Arbeit und der Schlüssel zum Erfolg der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Erziehungshilfe. Sie kommen aus ganz Bayern, teils auch aus anderen Teilen Deutschlands, und werden meist von örtlichen Jugendämtern und Arbeitsagenturen unterstützt.

Eine der größten Stärken der Erziehungshilfe im B.B.W. ist die enge Zusammenarbeit zwischen den jungen Menschen und Fachkräften, die mit Herzblut bei der Sache sind. Diese Beziehung bildet die Basis, auf der berufliche und soziale Ziele erreicht werden. Mit insgesamt 111 Plätzen, darunter 80 heilpädagogische Plätze in 10 Gruppen, bietet das Team der Erziehungshilfe ein differenziertes Wohnangebot, in dem die jungen Menschen individuell begleitet und unterstützt werden.

Die Erziehungshilfe des Berufsbildungswerks hat sich in den letzten 25 Jahren zu einer der größten Jugendhilfeeinrichtungen in Niederbayern entwickelt. Von der Gründung im August 1999 mit der Eröffnung der ersten heilpädagogischen Jugendwohngruppe bis zum heutigen Zeitpunkt mit über 100 engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die 365 Tage im Jahr hoch motiviert für die Belange junger Menschen da sind. Für sie wurde das Angebot kontinuierlich ausgebaut und den aktuellsten Bedürfnissen angepasst.

Meilensteine der vergangenen 25 Jahre:

• 1999: Eröffnung der ersten heilpädagogischen Jugendwohngruppe in Offenstetten

• 2007: Eröffnung der sozialtherapeutischen Wohngruppe

• 2015: Start der umF-Wohngruppe (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge)

• 2019: Einführung der tagesstrukturierenden Jugendhilfemaßnahme „Sprungbrett“

•  2024: Umwandlung der umF-Wohngruppe in eine Kinder- und Jugendwohngruppe

Die Erziehungshilfe bietet nicht nur eine sichere Umgebung und individuelle Förderung für junge Menschen, sondern trägt auch wesentlich zur gesellschaftlichen Integration bei. Die intensive Zusammenarbeit von Fachkräften mit Jugendlichen schafft eine stabile Beziehungsbasis, die für die persönliche und berufliche Entwicklung der jungen Menschen unerlässlich ist.

Text: Silvia Haumer / Olga Arnstein / Christine Allgeyer